Das Kulturhauptstadtjahr 2010 wirft seine Schatten voraus. Das betrifft natürlich auch den kulinarischen Sektor. 53 Gastronomen zwischen Xanten und Hamm beginnen das Jahr mit einer Mission, dem Ruhr-Menü-Karussell. Unter dem Namen “Essen Geniessen & friends” wollen sie vom 9. Januar bis 13. Februar 2010 zeigen, dass die Region kulinarisch gesehen richtig viel zu bieten hat. Sechs Wochen lang stimmt ein eigens für diesen Anlass kreiertes 4-Gang-Menü auf die noch kommenden kulturellen Highlights ein. Über den Dächern des Ruhrgebietes, in der Kohlenwäsche auf Zeche Zollverein, in rund 37 Metern Höhe und dort, wo Franz Müntefering kürzlich seine Hochzeit feierte, wurde das kulinarische Konzept präsentiert. Ein Großteil der Gastronomen und ihre KüchenchefInnen waren angereist und offerierten Kostproben. Zart wie Butter war der Hauptgang von Küchenchef Suvad Memovic aus dem Parkhaus Hügel: “Tranchen vom Lammrücken mit Kartoffelhaube auf Pommery Senf-Schnippelbohnen”. Köstlich die “Klümpken von geräuchertem Aal und Sternrenette” aus dem 2-Sterne-Tempel Résidence. Keine Frage: “Hier kocht das Herz Europas”.
Kürzlich stolperten wir im Essener Stadtteil Kettwig über ein kulinarisches Kleinod: Nachtisch, Torten & Co. Wer vorüber fährt, achtet auf der Wilhelmstraße eher auf die Rechts-vor-Links-Regelung und übersieht den kleinen Laden von Bianca Walter schnell. Die Konditoreiinhaberin hat ihr Handwerk von der Pike auf gelernt. “In meinem Lehrbetrieb wurde viel mit Pulver und Wasser gearbeitet. Das hat mir nie gefallen”, erinnert sich die gebürtige Essenerin. Weil mittlerweile vielerorts bei der Herstellung von Gebäck und Torten auf Fertigmischungen zurückgegriffen wird, wagte Walter die Flucht nach vorn und machte sich vor fünf Jahren selbstständig. In ihrem eigenen Betrieb backt die 32-Jährige wie in den guten alten Zeiten. Viele Ihrer Rezepte stammen noch von ihrer Urgroßmutter. Die echte Konditorenkunst bewegt sich abseits jeder heute ach so verbreiteten Kulissen. Sogar die Preisstruktur symbolisiert eine Konstanz der Werte.